Im Laufe des 20. Jahrhunderts wirkten Impfungen immer besser, sagt der Historiker Malte Thießen. Gleichzeitig nehme die Sorge vor Nebenwirkungen zu. Impfung seien sozusagen ein Stück weit Opfer ihrer eigenen Erfolge. Weil sie eben so gut wirken, gehen die Krankheiten zurück. Und dadurch vergessen wir letztlich die Bedrohung, gegen die wir uns impfen lassen. Und umso tragischer sind dann die seltenen Nebenwirkungen und umso größer gewichten wir die dann für unser Risiko ein.
Wir leben mittlerweile in einem immunisierten Zeitalter. Es sei selbstverständlich, dass wir gegen einen Großteil Infektionskrankheiten geimpft sind. Deshalb kennen wir Infektionskrankheiten kaum noch. Das sei mutmaßlich auch ein Grund, warum die Bedrohung durch Corona anfangs gar nicht so wahrgenommen worden sei, weil wir Pandemien vergessen haben.
Die Geschichte der Impfskepsis sei aber so alt wie das Impfen selbst. Früher hieß es beispielsweise über den Impfstoff gegen Pocken, Menschen könnten mutieren und sich verwandeln. Doch oft geht es dabei gar nicht um das Impfen, sondern um Weltbilder: Das Impfen ist so eine Art Projektionsfläche für ganz andere Ängste und falsche Vorstellungen.
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